Beobachtungstipps im Oktober

Naturbeobachtung im Oktober

Nebel über dem Federseemoor (Bild: Gerti Potschien-Roth)
Nebel über dem Federseemoor (Bild: Gerti Potschien-Roth)

Im Oktober sind die Vorbereitungen der Natur auf die kalte Jahreszeit unübersehbar. Durchziehende Vögel rasten in den Wiesen; an feuchten Stellen sieht man Bekassinen. Einzelne Raubwürger beziehen ihre Reviere im Moor.

Die ersten Kornweihen - seltene Brutvögel aus der Tundra - treffen ein. Im Schilf kann man in den Morgen- und Vormittagsstunden kleine Schwärme von Bartmeisen im Halmgewirr entdecken. Jetzt ist die beste Zeit, um diese Rarität zu sehen. Die ersten Blaumeisen und Zaunkönige wandern ins Schilfröhricht, sie werden hier überwintern. Abends versammeln sich Starenschwärme zum Schlafen im Schilf. 

Die Zeit des Wasservögelzugs beginnt. Verschiedene Enten-arten, Höckerschwäne und Blässrallen rasten auf dem See. 


Bartmeisen

Bartmeise im Federseeschilf
Männliche Bartmeise (Bild: NABU/Jost Einstein)

Im Herbst ist die beste Zeit, Bartmeisen im Federseeschilf zu beobachten. Als typische Schilfbewohner sind Bartmeisen echte Kletterkünstler: Geschickt turnen sie durch das Gewirr der Stängel, gehen in die Grätsche oder hängen kopfunter an den Halmen, um die Samenstände der Schilfhalme besser zerpflücken zu können. 

Wer die außergewöhnlichen Akrobaten beobachten möchte, sollte sich vor allem in den Morgen- und frühen Vormittagsstunden auf den Weg machen. 


Einflug der Starenschwärme

Starenschwarm über dem Federseeschilf (Bild: Heinz Steinacher)
Starenschwarm über dem Federseeschilf (Bild: Heinz Steinacher)

Im Herbst kann man vom Aussichtsturm des Federseestegs ein besonderes Naturschauspiel erleben: den Einflug großer Starenschwärme ins Federseeschilf, wo die Vögel zu Tausenden übernachten. Dabei bilden sie beeindruckende Flugformationen: mal zieht sich der Schwarm flaschenhalsartig auseinander, um sich dann wieder in eine große Traube zu verwandeln. Beim Einfallen ins Schilf hört man das Rauschen Tausender Flügel. 

Die beste Zeit zur Beobachtung ist gut eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang.


Vogelzug

Trupp Kraniche (Bild: Bettina Fieber)
Trupp Kraniche (Bild: Bettina Fieber)

Der Herbst hält viele Beobachtungsmöglichkeiten für Ornithologen bereit. Im Oktober beginnt der Wasservogelzug, der im November sein Maximum erreicht. Verschiedene Entenarten rasten auf dem Federsee. Neben den bekannten Stockenten kann man am häufigsten die braun-grauen Tafelenten und die schwarz-weißen Reiherenten beobachten, daneben die zierlichen Krickenten und Schnatterenten. Auch Höckerschwäne, Kormorane, Haubentaucher und Graureiher rasten auf dem See. Besonders hübsche Wintergäste sind die Gänsesäger: Sie brüten in der Taiga und überwintern am Federsee.


Silberreiher: exotische Märchenfiguren

Silberreiher am Federseeufer
Silberreiher (Bild: NABU/Jost Einstein)

Im Herbst und im Winter kann man am Federsee häufig größere Mengen schneeweißer Reiher beobachten: Silberreiher. Sie haben etwa die Größe eines Graureihers, sind aber schlanker und haben einen besonders langen Hals. Ihre reinweiße Farbe macht sie unverwechselbar.
Silberreiher sind keine Brutvögel am Federsee, jedoch im Winter und besonders zu den Zugzeiten regelmäßig Gäste. Häufig übernachten sie zu mehreren an einem gemeinsamen Schlafplatz. 


Buntspechte: Holzhacker und Nussknacker

Bild: Hans Pollin
Bild: Hans Pollin

In den Naturwäldern rund um den Federsee kann man viele Spechthöhlen entdecken. Wo Totholz nicht entfernt wird, finden die gefiederten Zimmerleute einen optimalen Lebensraum. Daher sind am Federsee verschiedene Spechtarten heimisch, z.B. Buntspecht, Schwarzspecht, Grünspecht und Grauspecht. Am häufigsten ist der Buntspecht. Im Sommer frisst er Insekten wie Ameisen, Blattläuse und Käferlarven sowie Spinnen. Vier Zentimeter weit kann er seine borstige Zunge hervor strecken und die Beute wie mit einer Harpunenspitze aufspießen. Im Winter frisst er vor allem Samen.
Mehr als jede andere Vogelart sind Spechte auf Holz angewiesen: Im Holz lebt ihre Nahrung, sie legen dort Vorratskammern, Schlafhöhlen und Kinderstuben an und verständigen sich per Holztelefon: Durch Klopf- und Trommelsignale. Ihre Bruthöhlen zimmern sie in stammfaulen Bäumen. Da Spechte jedes Jahr mehrere Höhlen bauen, sind sie die „sozialen Wohnungsbauer“ des Waldes. Verlassene oder halb fertige Spechthöhlen finden schnell dankbare Nachmieter: Meisen, Kleiber, Eulen, Hohltauben, Siebenschläfer, Wildbienen und Fledermäuse.