Beobachtungstipps im November

Naturbeobachtung im November

Schilf am Federsee
Schilf (Bild: NABU/Andreas Zeitler)

Im November hat sich die Natur auf den Winter eingestellt. Herbstnebel zaubern besondere Stimmungen ins winterliche Moor. Auf ihnen kann man morgens und abends oft Rehe beim Äsen sehen. An nassen Stellen rasten Bekassinen, Wiesen- und Bergpieper. Kornweihen sind auf der Jagd nach Mäusen, abends versammeln sie sich an traditionellen Schlafplätzen. 

Die letzten Stare und Bartmeisen sind im Schilf zu sehen.  
Auf dem See ist der Wasservogelzug voll im Gang. 

In den Moorwäldern fehlen die Zugvögel unter den Singvögeln. Jetzt bevölkern noch Kohl-, Blau-, Tannen-, Sumpf- und Weidenmeisen die Wälder, auch Kleiber, Wintergoldhähnchen, Rotkehlchen und Zaunkönige sind hier. Im morschen 
                                                                                                         Holz abgestorbener Bäume findet der Buntspecht Nahrung. 


Herbstnebel im Moor

Nebelstimmung im Federseemoor (Bild: NABU/Kerstin Wernicke)
Nebelstimmung im Federseemoor (Bild: NABU/Kerstin Wernicke)

"Oh schaurig ist´s, übers Moor zu gehen..." So beginnt das wohl bekannteste Gedicht der Annette von Droste-Hülshoff. Von Phantomen und Dünsten ist die Rede, das Moor zischt und knistert - das war noch vor 150 Jahren die Vorstellung über Moore. Die Beziehung der Menschen zum Moor war geprägt von Aberglaube und einem mühevollen Kampf mit dem nassen Element. 

Heute sind etwa 95% der Moore entwässert und die verbleibenden Moorreste kleinräumig. Und dennoch: wenn über den Wiesen die Herbstnebel wallen, bekommt man den Hauch einer Ahnung, wie unheimlich Moore den Menschen waren!


Kornweihen am Schlafplatz

Kornweihe am Federsee
Kornweihenweibchen (Bild: Jochen Dierschke)

Zurzeit sind prominente Gäste zu Besuch am Federsee: Kornweihen, seltene Greifvögel, die regelmäßig im Federseeried überwintern. Sie kommen aus dem hohen Norden hier her. Der Federsee ist der bedeutendste Überwinterungsplatz für Kornweihen im südlichen Mitteleuropa. Teilweise bis zu 100 Tiere übernachten gemeinsam an traditionellen Schlafplätzen!
Die Männchen sind grau mit schwarzen Flügelspitzen, die Weibchen braun. Beide sind an ihrem typischen weißen Bürzel leicht zu erkennen. Der beste Beobachtungsstandort ist der Aussichtsturm des Federseestegs - häufig liegt der Schlafplatz nur einige Hundert Meter südöstlich davon. Ein weiterer Schlafplatz liegt häufig in einer renaturierten Fläche im südlichen Federseeried. Dort wurden vor gut 15 Jahren im Rahmen eines EU-Förderprojektes wieder höhere Moorwasserstände geschaffen. 


Silberreiher: exotische Märchenfiguren

Silberreiher am Federseesteg
Silberreiher (Bild: Bettina Fieber)

Im Herbst und im Winter kann man am Federsee häufig größere Mengen schneeweißer Reiher beobachten: Silberreiher. Sie haben etwa die Größe eines Graureihers, sind aber schlanker und haben einen besonders langen Hals. Ihre reinweiße Farbe macht sie unverwechselbar.
Silberreiher sind keine Brutvögel am Federsee, jedoch im Winter und besonders zu den Zugzeiten regelmäßig G#ste. Häufig übernachten sie zu mehreren an einem gemeinsamen Schlafplatz. 


Buntspechte: Holzhacker und Nussknacker

Bild: Hans Pollin
Bild: Hans Pollin

In den Naturwäldern rund um den Federsee kann man viele Spechthöhlen entdecken. Wo Totholz nicht entfernt wird, finden die gefiederten Zimmerleute einen optimalen Lebensraum. Daher sind am Federsee verschiedene Spechtarten heimisch, z.B. Buntspecht, Schwarzspecht, Grünspecht und Grauspecht. Am häufigsten ist der Buntspecht. Im Sommer frisst er Insekten wie Ameisen, Blattläuse und Käferlarven sowie Spinnen. Vier Zentimeter weit kann er seine borstige Zunge hervor strecken und die Beute wie mit einer Harpunenspitze aufspießen. Im Winter frisst er vor allem Samen.
Mehr als jede andere Vogelart sind Spechte auf Holz angewiesen: Im Holz lebt ihre Nahrung, sie legen dort Vorratskammern, Schlafhöhlen und Kinderstuben an und verständigen sich per Holztelefon: Durch Klopf- und Trommelsignale. Ihre Bruthöhlen zimmern sie in stammfaulen Bäumen. Da Spechte jedes Jahr mehrere Höhlen bauen, sind sie die „sozialen Wohnungsbauer“ des Waldes. Verlassene oder halb fertige Spechthöhlen finden schnell dankbare Nachmieter: Meisen, Kleiber, Eulen, Hohltauben, Siebenschläfer, Wildbienen, Fledermäuse...